Finanzkauf
Wie schön bequem es heute ist, ohne eine müde Münze (früher Mark) im Portemonnaie eine Stereoanlage, einen Fernseher, DVD-Player, eine Küche, ein Wohnzimmer, ein X oder Y zu erwerben. Finanzkauf heißt die allseits bekannte Finanzierungsmöglichkeit, und die wird fleißig ausgeschöpft. Die Zinsen dümpeln auf einem historischen Rekordtief herum, hatten sich zwar zwischenzeitlich einmal aufgebäumt, aber dieses Mucken wurde durch ein paar Bankenkrisen wieder im Keim erstickt. Es bleibt also am Boden. Bankkredite sind günstig. Aber selbst, wenn das nicht mehr der Fall ist, der Finanzkauf bringt’s auf jeden Fall, oder etwa nicht?
Medienshops verkaufen Elektronik, Möbelhäuser Stühle und Schränke, Autohäuser Autos. So haben wir es von den Eltern gelernt, und so stellt es sich uns durch eigene Erfahrung dar. Was aber, wenn der eine oder andere Laden sich an Gewinnen labt, die ihm durch Kredite anstatt dem Verkauf von Waren ins Haus flattern? Was, wenn er damit gar seinen Umsatz hebt? Ist es etwa gar nicht wahr, dass der augenscheinlich günstige oder kostenlose Finanzkauf aus reiner Menschenfreundlichkeit angeboten wird?
Vielleicht sind schon lange mal neue Möbel fällig, und die Anschaffung wurde mangels Barem immer wieder verschoben. Wenn jetzt – zu Niedrigzinszeiten - auch noch Plakate im Schaufenster baumeln, die mit Sprüchen locken wie: günstige Möbel, ohne Anzahlung, für nur 4,99% eff. Jahreszins, dann fühlt sich mancher zum Hinlangen animiert. Kaum jemand käme auf die Idee, dass zum Beispiel die Möbelhäuser von ihren Zulieferern geradezu angestachelt werden, den Finanzkauf zu ermöglichen. Das geschieht hier wie dort in geschäftlicher Verbindung mit Geldinstituten, die „wegen Großeinkaufs“ günstige Konditionen offerieren. Das Möbelhaus hat den Vorteil, sein Geld sofort zu bekommen, und der Kunde stottert es ab. Super Sache für die Stuhlgeschäfte! So werden manche Kreditinstitute auch nicht müde, ihre Konditionen bei Möbelhäusern anzupreisen, z. B. so:
"Durch den Cronbank Finanzkauf steigern Sie Ihre Rendite erheblich: Sie brauchen kaum Preiszugeständnisse zu machen, und die Provision, die wir Ihnen zahlen, wirkt wie ein Einkaufsvorteil."
Aha, daher weht der Wind. Wer seine Möbel per Finanzkauf erwirbt, steht verhandlungstechnisch in Beton gegossen da. Das ist wie bei der Inzahlungnahme eines Gebrauchten beim Autohändler. Am Neupreis lässt sich da kaum was machen. Dafür sieht der Händler aber goldenes Licht in seiner Kasse glitzern, denn obendrein zu dem fest gepappten Endpreis streicht er Provisionen durch die Bank ein – ein zweifach lohnendes Geschäft. Der Finanzkäufer dagegen muss jeden Preis akzeptieren. Damit das Geld auch in der Kasse der Dreieicher Cronbank klingelt, haben die sich gleich mit dem Einkaufsverband MHK und einer Verbundgruppe engagiert, der unter anderen Musterhaus-Küchen und WK Wohnen angehören.
Fazit: Wenn schon (zumindest) Möbel per Pump anschaffen, dann doch lieber mit einem Sofortkredit. Hier können Konditionen besser verglichen werden, und der Günstige bekommt den Zuschlag. Klar, oder? Außerdem kann beim Einkauf pokern, wer bar bezahlt – und hat damit gleich zweimal gespart!
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