Angst vorm Jobverlust: Deutsche bauen trotz Niedrigzinsen weniger
Die Zinsen sind rekordverdächtig niedrig und Immobilien stehen angesichts von Inflationsängsten als beständige Wertanlage so hoch im Kurs wie lange nicht. Die eigentlich günstigen Rahmenbedingungen können den deutschen Immobilienmarkt dennoch nicht beflügeln: Die Bundesbürger verschieben ihren Traum vom Eigenheim auf unbestimmte Zeit. Ein wesentlicher Grund für die Zurückhaltung dürfte die Angst vor dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes sein, die durch die Wirtschaftskrise gewachsen ist.
Das Statistische Bundesamt vermeldet, dass die Zahl der beantragten Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser in den ersten sechs Monaten des Jahres um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen ist.
Hochgerechnet auf das Gesamtjahr ergibt sich für 2009 somit ein Antragsvolumen von knapp 68.500 Einfamilienhäusern. Im Jahr 2006 wurden noch 120.000 Anträge gestellt, obwohl die Eigenheimzulage im Jahr 2005 auslief und dadurch ein Vorzieheffekt zu verzeichnen war.
Auch das Finanzierungsvolumen auf dem deutschen Hypothekenmarkt ist deutlich zurückgegangen. Nach einer Berechnung der Bundesbank sanken die insgesamt valutierenden Kreditbeträge im ersten Halbjahr 2009 um 3,9 Mrd. Euro. Insgesamt führten die Banken in diesem Zeitraum 783,5 Mrd. Euro an Immobilienkrediten in den Büchern. Bereits im Jahr 2008 war das Kreditvolumen rückläufig gewesen – auch infolge der Krise.
Die Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes ist der wesentliche Grund für viele Bundesbürger, die den Erwerb eines Eigenheims in die Zukunft schieben. Dies bestätigt auch eine Umfrage des Finanzierungsvermittlers Hypothekendiscount, bei der mehr als 57 Prozent der Befragten persönliche wirtschaftliche Unsicherheit im Bezug auf Einkommen und Arbeitsplatz als Grund für den Verzicht auf eine Finanzierung angaben.
Die Rahmenbedingungen indes könnten besser kaum sein: Die Hypothekenzinsen sind derzeit außergewöhnlich niedrig. Dies gilt insbesondere für kurze Laufzeiten – Darlehen mit einer Zinsfestschreibung über fünf Jahre sind bereits ab 3,0 Prozent im Jahr zu haben.
Der Immobilienmarkt – und mit ihm der Markt für Hypothekenfinanzierungen – sieht sich jedoch auch über die aktuelle Krise hinaus größeren Hemmnissen gegenüber, die struktureller Natur sind. So schrumpft die Zahl der Menschen in Deutschland, die zwischen 30 und 45 Jahren alt sind – also derjenigen, die am häufigsten eine Immobilien kaufen – in den kommenden Jahrzehnten deutlich, so dass sich auch die Nachfrage nach Eigentum verringern dürfte.
Die schwache Einkommensentwicklung und der Wegfall der staatlichen Förderung sind weitere dämpfende Faktoren.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 06.10.2009 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 06.10.2009
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Schlagwörter: Immobilienfinanzierungen, Niedrigzinsen, Deutsche bauen weniger, Baugenehmigungen
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