Basel III: Deutsche Banken fürchten riesigen Kapitalbedarf
Unter dem Stichwort "Basel III" werden derzeit die neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken verhandelt. Im Kern geht es darum, die Institute zu einer höheren Eigenkapitalquote und einer besseren Liquiditätsvorsorge zu verpflichten.
Die Finanzbranche wehrt sich: Der Bundesverband deutscher Banken schätzt, dass allein die 10 größten deutschen Institute zusätzliches Kapital im Umfang von 105 Mrd. Euro benötigen, wenn die derzeit diskutierten Verschärfungen umgesetzt werden.
Der vom Branchenverband ermittelte Kapitalbedarf bezieht sich auf eine Kernkapitalquote von 8 Prozent, die mit den 105 Mrd. Euro erreicht werden würde. Die weiter gefasste Kernkapitalquote würde in diesem Fall 10 Prozent betragen. Die Kernkapitalquote gibt an, in welchem Umfang vergebene Kredite und andere bilanzielle Risiken durch Eigenkapital gedeckt sind.
Im November werden die Staats- und Regierungschefs über die neuen Regelungen entscheiden. Der Teufel steckt im Detail und die Verhandlungen sind geprägt von der Suche nach Kompromissen und dem Versuch, nationale Interessen so weit wie möglich einzubringen. So betrifft ein Streitpunkt z.B. die Anrechnung von Vorzugsaktien zum Eigenkapital. Unabhängig davon, wie die Regeln am Ende gestaltet werden, steht den Banken eine längere Übergangfrist zur Verfügung.
Nach dem Beginn der schrittweisen Einführung der neuen Regeln im Jahr 2012 sollen nach derzeitigem Stand 6 Jahre vergehen, bis alle Vorgaben umgesetzt sein müssen. Die deutschen Bankenvertreter fordern allerdings 10 bis 12 Jahre Zeit.
Banken geben zu bedenken, dass eine Verschärfung der Eigenkapitalregeln zu einem Abbau der Kreditbestände führen könnte. Je nach Darstellung wurden Bestandsreduzierungen von bis zu 1000 Mrd. bezogen auf die gesamte europäische Kreditvergabe in den Raum gestellt. Banken könnten sich das Eigenkapital jedoch auch über die Bildung von Gewinnrücklagen und Kapitalerhöhungen beschaffen.
Bundesbank-Präsident Axel Weber geht davon aus, dass es trotz der Differenzen in den nationalen Vorstellungen zu einer Einigung kommen wird. "Letztlich müssen sich alle Beteiligten darüber klar werden, welchen Preis sie selbst für ein dauerhaft stabiles Finanzsystem zahlen wollen."
Er zeigt sich zudem optimistisch, dass Basel III seinen Zweck erfüllen kann: "Ich gehe davon aus, dass national unterschiedliche Interessen den Reformprozess nicht blockieren werden. Die neuen Regeln werden kommen, und sie werden die Stabilität der Banken erhöhen".
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 08.09.2010 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 08.09.2010
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Schlagwörter: Basel III, Basel 3, Banken, Eigenkapital, Kredite, Kreditbestände
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