Effektenkredite: Vorsicht vor der Hebelwirkung
Immer mehr Banken bieten ihren Depotkunden Effektenkredite an. Die Darlehen überzeugen durch eine unkomplizierte Bereitstellung, niedrige Zinssätze und eine beliebige Verwendung. Effektenkredite sind aber mit einem beträchtlichen Risiko verbunden. Viele Kreditnehmer unterschätzen die Wirkung des Finanzhebels, der im schlimmsten Fall das Depot abräumt.
Die letzten zehn Jahre haben gezeigt, was an der Börse alles möglich ist. Auch Blue Chip Aktien können binnen kurzer Zeit 50 Prozent ihres Wertes verlieren, wenn an den Märkten die nackte Angst regiert und fundamentale Größen keine Rolle mehr spielen. Wer während eines Crashs mit Fremdkapital im Aktienmarkt investiert ist, erleidet Schiffbruch.
Es ist ein einfaches Rechenexempel. Wird ein bestehendes Aktiendepot im Marktwert von 100.000 Euro zu 80 Prozent beliehen, kann der Depotinhaber weitere 80.000 Euro in den Aktienmarkt investieren. Gibt der Aktienmarkt in den folgenden sechs Monaten um 20 Prozent ab, sind die Aktien im Depot noch 144.000 Euro wert. Abzüglich des in Anspruch genommenen Kredits und der zwischenzeitlich angelaufenen Zinsen in Höhe von 2400 Euro verbleiben dann noch 61.600 Euro.
Ein Verlust im Bereich von 20 Prozent binnen sechs Monaten gehört am Aktienmarkt des 21. Jahrhunderts keineswegs zu den Extremszenarien. Der Kreditnehmer büßt im obigen Beispiel 38,4 Prozent seines Vermögens ein. Er müsste danach über einen Zeitraum von sieben Jahren eine jährliche Rendite von 7,2 Prozent nach Steuern (und eigentlich auch nach Inflation) erzielen, um wieder den ursprünglichen Vermögensstatus zu erreichen.
Es sei allerdings ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Finanzhebel auch in die andere Richtung wirken kann. Verbleibt der Kreditnehmer im obigen Beispiel nach dem Verlust im Markt und fährt dieser in den beiden darauffolgenden Jahren jeweils 15 Prozent Gewinn ein, fällt der erlittene Verlust bereits nicht mehr ins Gewicht. Wird ein Effektenkredit - wie immer häufiger der Fall - allerdings zu privaten Zwecken verwendet, besteht diese Chance nicht.
Anleger sollten sich bewusst sein, wie der Finanzhebel wirkt. Sie sollten sich zudem klarmachen, dass der von Banken gerne beworbene "zusätzliche Gestaltungsspielraum" sich schnell ins Gegenteil verkehren kann, wenn die Kurse sinken und die Bank die Positionen im Depot auch gegen den Willen des Anlegers auflöst.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 12.07.2011 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 12.07.2011
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Schlagwörter: Effektenkredite, Darlehen auf Aktien, Beleihung von Aktien
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