"Kredit-Versager": Banken wehren sich gegen Kritik der Stiftung Warentest
Banken wehren sich gegen die heftige Kritik der Stiftung Warentest an vermeintlichen Mängeln beim Verbraucherschutz. Die Bewertungen in der Untersuchung von "Finanztest" sind nach Ansicht der Branche "fragwürdig".
In einer Reaktion kündigte die Kreditwirtschaft zunächst an, Banken und Sparkassen unabhängig von der Kritik an einzelnen Bewertungsfaktoren abermals auf die Notwendigkeit der Anwendung der gesetzlichen Vorgaben hinzuweisen. Gemeinsam mit der SCHUFA will die Branche ihre Mitglieder zudem auf die verschiedenen Auskunftsmerkmale und die Folgen einer Falschmeldung hinweisen. In der Untersuchung der Verbraucherschützer wurden mehrfach statt Konditionenanfragen konkrete Kreditanfragen gestellt, als Testpersonen sich nach den Konditionen eines Darlehens erkundigten. Falsche Kreditanfragen können die Bonität belasten und taten dies nach Angaben der Stiftung Warentest in der Untersuchung auch.
Branche: Im Erstgespräch sind nicht alle Unterlagen erforderlich
Einer der größten Kritikpunkte der Verbraucherschützer in dem Test betraf die Aushändigung der Europäischen Standardinformationen für Verbraucherkredite. Diese war nach Ansicht der Tester häufig nicht erfolgt. Die Kreditwirtschaft vertritt die Auffassung, dass die Aushändigung nicht bereits im Erstgespräch erfolgen muss. In der Stellungnahme heißt es : "Ein konkreter Zeitpunkt, zu dem die sehr umfangreichen Europäischen Standardinformationen ausgehändigt werden sollen, wird im Gesetz nicht vorgegeben."
Die Branche stellt deshalb die Bewertungen durch die Stiftung Warentest in Frage: "Allein der Umstand, dass die Aushändigung der Europäischen Standardinformationen für Verbraucherkredite nicht schon im Erstgespräch erfolgt ist, führt somit nicht automatisch zu einem Verstoß gegen gesetzliche Vorgaben. Die anderslautende Bewertung im Test und die damit verbundenen Abwertungen im Testergebnis sind deshalb fragwürdig."
In der Juni-Ausgabe von Finanztest titeln die Verbraucherschützer: "Die Kredit-Versager - Kreditberatung der Filialbanken im Test mangelhaft". Von zwölf getesteten Filialbanken erhielten zehn die Noten "mangelhaft", zwei wurden mit "ausreichend" bewertet. Direktbanken schnitten in der Untersuchung besser ab, was nicht zuletzt an der automatisierten Bearbeitung liegt, bei der alle gesetzlich vorgeschriebenen Informationen bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt übermittelt werden.
Waren die Testpersonen nicht konkret genug?
In der Stellungnahme vertrat die Kreditwirtschaft die Ansicht, dass viele der Anfragen der Testpersonen von den Mitarbeitern als "sehr allgemeine Kreditanfrage" und nicht als die Anbahnung eines Abschlusses verstanden hätten. Dass Anfragen bei der SCHUFA nicht zu einer Verschlechterung der Bonität führen dürfen, räumte die Branche hingegen ein.
Für Verbraucher wird die Situation durch die unterschiedlichen Darstellungen der Verbraucherschützer und der Banken nicht einfacher. Die Stiftung Warentest stellt die Direktbanken in eine sehr gutes Licht. Verbraucher mit überschaubaren Erfahrungen im Umgang mit Geld und Finanzen sind von der Flut der unkommentierten Informationen, die das Gesetz vorschreibt, aber häufig überfordert. Ein intelligenter Mittelweg kann der Gang zum Kreditvermittler sein. Dieser hält aus ureigenstem Interesse alle gesetzlichen Vorgaben peinlich genau ein und steht auf Wunsch zusätzlich mit individueller Beratung vor und persönlicher Betreuung nach der Kreditauszahlung zur Seite.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 31.05.2012 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 31.05.2012
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Schlagwörter: Kredit-Versager, Finanztest, Europäischen Standardinformationen, Verschlechterung der Bonität
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