Negative Leitzinssätze: Was kommt auf Kreditnehmer zu?
Negative Leitzinssätze sind noch nicht vom Tisch: Schon allein weil es der EZB an Alternativen mangelt könnte sie sich zu diesem Experiment gezwungen sehen. Kreditnehmer können in einem solchen Szenario nicht mit besseren Konditionen rechen: Erfahrungen aus Dänemark legen sogar das Gegenteil nahe.
Die EZB hat den Leitzins auf mittlerweile 0,25 Prozent gesenkt und lässt eine weitere Absenkung im kommenden Jahr bereits durchblicken. Der Konjunktur in der Eurozone hilft das bislang nicht. Im Gegenteil: Seit geraumer Zeit bestätigen sich die auf Stimmungsindikatoren und Umfragen beruhenden Prognosen im Hinblick auf einen Aufschwung in den harten realwirtschaftlichen Daten nicht.
Bundesbank sieht Pulver noch nicht verschossen
Bundesbankchef Jens Weidmann ließ vor einigen Tagen verlauten, die EZB verfüge nach wie vor über ein Repertoire an Optionen. Welche genau das sein sollen wollte Weidmann in dem Interview mit einer italienischen Tageszeitung nicht nennen. Da der Leitzins fast bei null ist, die EZB bereits Staatsanleihen gekauft, den Krisenstaaten mit Liquiditätsprogrammen wie ELA unter die Arme gegriffen und den Bankensektor mit der "dicken Bertha" gestützt hat liegt nahe, dass die vor kurzem im Umfeld der EZB diskutierten negativen Leitzinssätze Realität werden könnten.
Im Gespräch ist eine Absenkung des Einlagenzinssatzes für Geschäftsbanken von derzeit 0,00 Prozent in den negativen Bereich. Banken müssten dann de facto eine Strafe zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Befürworter des Modells erhoffen sich davon Impulse für die Kreditvergabe und damit auch die Konjunktur. Negative Leitzinsen gab und gibt es bereits unter anderem in Dänemark und Schweden.
Negative Leitzinsen stützen die Kreditvergabe nicht
In Skandinavien wurden negative Zinssätze allerdings nicht mit dem Ziel einer wachsenden Kreditvergabe, sondern vor dem Hintergrund von Devisenmarktinterventionen eingesetzt. Die dortigen Erfahrungen mit den Auswirkungen auf die Kreditvergabe sind ein Nebenprodukt. Sie weisen darauf hin, dass Banken die ihnen entstehenden Kosten auf Kreditnehmer abwälzen. Kredite könnten durch eine solche Maßnahme als teurer anstatt billiger werden.
Banken mit Strafzinsen zu einer hohen Kreditvergabe zu zwingen funktioniert schon theoretisch nur in einem begrenzten Rahmen: Ist der Strafzins zu hoch wachsen die Anreize zur Haltung von Bargeld. Das würde auch für Verbraucher und Unternehmen gelten, sollten negative Zinssätze eines Tages auch in Nichtbankensektor Anwendung finden.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 18.12.2013 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 18.12.2013
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Schlagwörter: Negative Leitzinssätze, EZB lässt Absenkung durchblicken
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