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Geldpolitik 2.0: Vergibt die Zentralbank bald Kredite an Unternehmen?

Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag bei ihrer Ratssitzung entschieden, den Leitzins zunächst unverändert bei 2,00 Prozent zu belassen, nachdem sie ihn seit Mitte des vergangenen Jahres in mehreren Schritten von 4,25 Prozent deutlich gesenkt hat. Schon im März könnte es allerdings einen weiteren Zinsschritt geben: Ökonomen rechnen mit 50 Basispunkten.

Das Motiv, das die Währungshüter bei ihren geldpolitischen Lockerungen leitet, ist einfach: Die in der schwersten Rezession der Nachkriegszeit befindliche Wirtschaft soll vor einer gefährlichen Kredit- und Liquiditätsklemme bewahrt werden. Das Beispiel Japan zeigt, wie verheerend eine solche Situation sein kann: Schränken die Banken ihre Kreditvergabe an Unternehmen ein, sinken die Investitionen. Sind dann auch die Verbraucher nicht mehr bereit, zu konsumieren, bewegt sich die gesamte Volkswirtschaft in einer gefährlichen Abwärtsspirale nach unten, die von Deflation, Arbeitslosigkeit und Produktionsrückgang gekennzeichnet ist.

Die Lockerung der Geldpolitik soll Kredite billiger machen und so gemäß dem obersten Prinzip der Marktwirtschaft zu einer stärkeren Nachfrage nach Geld und damit zu einer größeren gesamtwirtschaftlichen Nachfrage führen. Ob dies in der Praxis tatsächlich gelingt, wird allerdings von immer mehr Ökonomen in Zweifel gezogen. In Japan, wo die Rezession ein ganzes Jahrzehnt andauerte, lag der Leitzins der Zentralbank praktisch bei Null. Geholfen hat dies weder dem Konsum noch den Investitionen. Insofern ist fraglich, ob die Maßnahmen der EZB der strauchelnden Wirtschaft helfen werden. Schon werden deshalb Alternativen diskutiert.

Die EZB sollte nach Ansicht vieler Ökonomen ähnlich verfahren wie die US-Notenbank und Kredite direkt an Unternehmen vergeben. Nur dann nämlich lassen sich nach Ansicht der Befürworter dieses Modells die Geschäftsbanken umgehen, die derzeit sehr restriktiv bei der Kreditvergabe vorgehen, weil sie ihre Bilanzen schonen wollen. Der Nachteil von Zentralbank-Darlehen an die Privatwirtschaft freilich liegt auf der Hand: Es ist kaum möglich, zu prüfen, welche Unternehmen tatsächlich einen Kredit erhalten sollten. Vielmehr besteht die Gefahr, dass jedes noch so Not leidende Unternehmen sich mit frischem Geld versorgt. Der notwendige Bereinigungsprozess, der unproduktive Betriebe vom Markt verbannt und Überkapazitäten beseitigt, findet dann nicht mehr statt.

Derzeit sieht die EZB die Möglichkeiten, die die Zinspolitik bietet, noch nicht als ausgeschöpft an. Schon bald aber könnten neue, bislang unbekannte Wege notwendig sein, um die Wirtschaft aus der Rezession zu führen. Bis dahin werden aller Voraussicht nach Offenmarktoperationen dazu dienen, den Wirtschaftskreislauf mit Geld zu versorgen. Dabei kauft die Notenbank Wertpapiere von Banken an und zahlt ihnen dafür Geld. Können die Kreditinstitute dieses aufgrund eines Nullzinses nicht rentabel bei der Zentralbank anlegen, sind sie förmlich gezwungen, Kredite zu vergeben, um Geld zu verdienen. So zumindest die Hoffnung der Theoretiker.

Wirkt all dies nicht, vergibt die EZB bald möglicherweise tatsächlich Kredite direkt an die Wirtschaft. Radikale Maßnahmen sind Notenbanken nicht fremd. Der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, ließ in Zusammenhang mit einer drohenden Liquiditätsklemme einmal verlauten, dass die Zentralbank das Geld notfalls „mit dem Hubschrauber abwerfen“ könne. Ob es so weit kommt, sei dahingestellt. Eine flächendeckende Direktversorgung der Privatwirtschaft mit Zentralbankgeld aber wirkt wie ein Szenario, in dem Geld entwertet werden soll, indem neues gedruckt wird.

Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 07.02.2009 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.

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Veröffentlicht am: 07.02.2009

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Schlagwörter: Kredite, Unternehmen, Europäische Zentralbank, Geldpolitik

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