Kreditvergleich: Vergleichsportale ignorieren die Annahmewahrscheinlichkeit
Kreditvergleichsportale lassen ihre Kunden häufig im Unklaren über die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Bank einen Kredit erfahrungsgemäß tatsächlich vergibt. Das reduziert die Aussagekraft der Vergleichsrechner deutlich: Ganz oben in den Vergleichstabellen stehen oft die Anbieter mit den optisch günstigsten Lockzinssätzen und der geringsten Annahmequote.
Fast alle Vergleichsportale arbeiten nach demselben Muster: Kreditangebote werden absteigend nach dem Zinssatz sortiert und feilgeboten. Das Problem der meisten Vergleichstools: "Den" Zinssatz gibt es in Wahrheit nicht, weil es sich um bonitätsabhängige Kredite handelt und die Konditionen individuell festgelegt werden. Maßgeblich sind z. B. Einkommen, Unterhaltsverpflichtungen, SCHUFA-Score und bestehende Verbindlichkeiten.
Kreditvergleichsportale wollen mit unrealistischen Zinssätzen punkten
Die weit oben in den Vergleichstabellen positionierten Zinssätze sind für die meisten Antragsteller (bis zu 95%) gar nicht erhältlich. Dazu kommt: Ein erheblicher Teil der Antragsteller geht ohnehin leer aus. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um bonitätsabhängige Kredite oder solche mit Festzins handelt.
Vergleichsportale wissen, was ihre Besucher vorzufinden wünschen: Möglichst niedrige Zinssätze. Dem Besucher wird suggeriert, es gäbe unabhängig von seinen individuellen Voraussetzungen eine große Anzahl verfügbarer Kredite. Das mag für einen 50jährigen, kinderlosen Beamten mit monatlichen Nettobezügen von 3500 Euro und einwandfreier Zahlungshistorie zutreffen. Wer wenig verdient, Unterhalt zahlt, befristet angestellt ist, bereits für laufende Kredite zahlt oder Tür an Tür mit säumigen Schuldnern wohnt muss jedoch mit vielen Ablehnungen rechnen.
Geeignete Annahmekriterien sind notwendige Bedingung
Würden Kreditvergleichsportale realistische Zinssätze anstelle von Lockzinssätzen auflisten, stünde statt einer 2,X eine 4,X oder 5,X ganz oben in der Liste. Das scheint nicht niedrig genug zu sein, um genügend Kunden zum Ausfüllen des Formulars zu bewegen. Denn darum geht es: Auch wer keinen Kredit erhält soll seine Daten hinterlassen.
Bei einem fairen Vergleich könnten Nutzer von Rechentools zunächst anonym Angaben zu ihren Voraussetzungen machen und sich anschließend ausschließlich jene Banken auflisten lassen, die unter diese Voraussetzungen auch tatsächlich Kredite vergeben. Diesen substanziellen Teil der Vergleichsarbeit sparen Vergleichsportale - nicht ganz ohne Ironie - jedoch aus.
Im schlimmsten Fall kann ein eigentlich realistischer Kreditwunsch durch die Konsultation eines Vergleichsportals torpediert werden, indem verbindliche Anfragen bei Banken gestellt werden, bei denen von Vornherein keine Chance auf eine Kreditzusage besteht. Die durch die „falschen“ abgelehnten Anfragen können für die "richtigen" Banken ein Ausschlusskriterium sein.
Wer sich auf Vergleichsportale einlässt sollte deshalb zumindest sicherstellen, dass etwaige Anfragen als Konditionenanfrage tituliert werden und dies auch selbst in der SCHUFA-Selbstauskunft prüfen. Generelle scheinen die meisten Vergleichsportale eine persönliche Beratung nicht ersetzen zu können: Verbraucher verzichten auf eine tatsächlich individuelle Anfrage und damit auf die wirklich wichtigen Informationen.
Lesen Sie zum Thema Kreditmarkt, Vergleichsportale, Rechentools auch unseren redaktionellen Beitrag: Kreditmarkt: Warum Rechentools und Vergleichsportale versagen
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 02.04.2014 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 02.04.2014
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Schlagwörter: Kreditvergleich, Kreditvergleichsportale, Annahmewahrscheinlichkeit, unrealistische Zinssätze
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