Corona: Kredite in der Krise - das müssen Sie jetzt wissen
Die Corona-Krise ist da. Aber was bedeutet Corona für Kredite? Erhalten Sie jetzt noch einen Kredit? Wann sagen Banken in Zeiten der Pandemie nun „Nein“?
Müssen Sie die Kündigung laufender Kredite fürchten? Gibt es Unterschiede zwischen Ratenkrediten und Immobilienkrediten? Welche Maßnahmen hat der Gesetzgeber zum Schutz von Kreditnehmern ergriffen? Diese und weitere Fragen zum Thema Kredit in der Corona-Krise beantworten wir Ihnen in diesem redaktionellen Beitrag.
Der Staat macht viel Geld locker – mit offenem Ausgang
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise sind noch längst nicht alle bekannt. Aber der Staat versucht jetzt schon, mit verschiedenen Programmen gegenzusteuern. Es gibt Kredite der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Soforthilfen für Unternehmen und Selbstständige und einen gelockerten Zugang zum ALG II.
Gesetzgeber erlaubt Kreditnehmern Stundung von Kreditraten
Wenn Sie bereits einen laufenden Kredit bedienen und diesen aufgrund der Corona-Krise nicht mehr stemmen können, naht jetzt Hilfe. Der Gesetzgeber hat einen Anspruch auf die Stundung von Zins- und Tilgungsleistungen beschlossen.
Konkret gilt dieser Schutz für Verbraucherdarlehensverträge, die vor dem 15. März 2020 abgeschlossen wurden. Ansprüche des Darlehensgebers auf Zins und Tilgung müssen auf Antrag gestundet werden. Voraussetzung ist, dass diese Ansprüche zwischen dem 1. April 2020 und dem 30. Juni 2020 fällig werden. Zudem muss der Kreditnehmer im Zuge der Pandemie Einnahmeausfälle erleiden, die die Rückzahlung erschweren. „Erschweren“ bedeutet, dass die Leistung von Zins und Tilgung den angemessenen Lebensunterhalt des Kreditnehmers gefährden würde.
Ausgenommen sind gewerbliche Darlehen, Förderdarlehen, Arbeitgeberdarlehen und Darlehen unter 200 EUR. Wenn Sie für ein laufendes Darlehen eine Stundung beantragen möchten, müssen Sie sich an die darlehensgebende Bank werden. Dieser gegenüber müssen Sie gegebenenfalls Ihre Einnahmeausfälle nachweisen.
Wichtig: Es handelt sich nur um eine Stundung für maximal drei Monate. Die dreimonatige Frist gilt jeweils ab der Fälligkeit einer Zahlung. Wenn Sie zum Beispiel am 1. April eine Rate zahlen mussten, wird diese nun am 1. Juli 2020 fällig. Banken dürfen keine Verzugszinsen verlangen. Der Darlehensvertrag verlängert sich laut Gesetz um den Zeitraum der Stundung. Banken dürfen Ihnen Kredite vom 1. April bis zum 30. Juni nicht aufgrund von Zahlungsverzug kündigen.
Die Regelung gilt auch für Kredite mit mehreren Darlehensnehmern. Sind mehrere Personen Gesamtschuldner und erfüllt ein Kreditnehmer die Voraussetzungen für die Stundung, darf die Bank den gestundeten Betrag nicht von den anderen Kreditnehmern verlangen.
Der Gesetzentwurf ermächtigt die Bundesregierung, den Stundungszeitraum mittels Rechtsverordnung bis zum 30.9.2020 zu verlängern. Ob dies so eintreten wird, hängt mutmaßlich von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab.
Kurzarbeit, Kündigung und Co. bedrohen die Bonität
In der Krise wird es für viele Verbraucher ganz konkret schwieriger, einen Kredit zu erhalten. Wenn Sie einen Kredit beantragen, prüft die Bank Ihre Bonität. Ein wesentlicher Bestandteil Ihrer Bonität ist Ihr regelmäßiges Einkommen. Die meisten Banken verlangen ausreichende Einkünfte aus einem unbefristeten Anstellungsverhältnis.
Ihre Einkünfte werden regelmäßig nicht ausreichend sein, wenn Sie in Kurzarbeit sind oder Ihnen dies droht. Zudem wird die Bank dann davon ausgehen, dass bei Ihnen ein erhöhtes Risiko für den Verlust des Arbeitsplatzes besteht. Sehr wahrscheinlich erhalten Sie keinen Kredit.
Dies gilt zumal, wenn Ihnen Ihr Arbeitgeber bereits (und sei es aus vorsorglichen Gründen) die Kündigung ausgesprochen hat. Dann stehen Sie aus Sicht der Bank in einem befristeten Anstellungsverhältnis und sind regelmäßig nicht mehr kreditwürdig.
Angestellte aus bestimmten Branchen erhalten bei vielen Banken nur noch Absagen
Die Problematik lässt sich bereits jetzt bei vielen Banken beobachten. Banken fragen im Antragsprozess nach der Branche, in der Sie arbeiten. Da die Kreditinstitute Ihre Kreditrisiken minimieren möchten, sind bestimmte Branchen von der Kreditvergabe bereits ausgeschlossen. Dazu gehören insbesondere Gastronomie, Hotellerie und die Tourismusbranche. Wenn Sie in diesen Branchen arbeiten, erhalten Sie bei den meisten Banken keinen Kredit mehr.
Schon sehr bald dürfte sich die Liste der ausgeschlossenen Branchen deutlich verlängern. Angestellte von Automobilzulieferern könnten ebenso betroffen sein wie Mitarbeiter im stationären Einzelhandel mit Ausnahme des Lebensmitteleinzelhandels. Überall dort, wo Corona besonders hart zuschlägt, droht ein flächendeckender Verlust der Kreditwürdigkeit.
Unsere Prognose: Banken werden bei Krediten deutlich restriktiver
Wir gehen davon aus, dass Banken in naher Zukunft die gesamten Kreditvergaben beschränken werden - sogar unabhängig von einzelnen Branchen. Die Annahmekriterien für alle Kredite dürften durchweg verschärft werden.
Was bedeutet dies konkret? Vielleicht hat eine Bank bislang den Kontoauszug des letzten Monats verlangt. Nun verlangt Sie die Kontoauszüge der letzten 3-6 Monate. Häufig wird auch das Mindesteinkommen angehoben. Reichten bislang 1200 EUR netto für eine Kreditvergabe aus, verlangt eine Bank möglicherweise nun 1400 EUR netto.
Auch für viele Selbstständige und Freiberufler wird die Kreditvergabe deutlich schwieriger. Dies gilt zum einen, wenn im Zuge der Krise Umsatzeinbrüche zu verbuchen sind. Banken verlangen im Antragsprozess betriebswirtschaftliche Auswertungen mit der aktuellen Geschäftsentwicklung. Hat sich diese eingetrübt, ist eine Kreditvergabe fast immer ausgeschlossen.
Zum anderen dürften die Annahmekriterien für Selbstständige generell verschärft werden. Statt einer müssen Sie dann vielleicht bald drei Einkommensteuernachweise vorlegen. Bestimmte Branchen könnten auch hier ausgeschlossen werden – allen voran die durch die Krise besonders gebeutelten Sektoren.
Investoren halten sich bei FinTechs zurück: Kreditvolumen sinkt zusätzlich
Ein weiteres Problem für das Kreditgeschäft bahnt sich im FinTech Sektor an. FinTechs haben in den letzten Jahren ein gewisses Stück des Kreditmarktes erobert. Viele dieser Unternehmen brechen nun die Investoren weg.
Die Investoren meiden Risiken und warten zunächst ab, wie sich die Krise weiterentwickelt. Fehlt den FinTechs das Geld, fällt auch ein Teil des Kreditvolumens weg.
Droht eine neue Bankenkrise?
Im schlimmsten, aber keineswegs unwahrscheinlichen Fall droht uns eine neue Bankenkrise mindestens im Ausmaß der Jahre 2008 ff. Die Banken in Europa gelten als angeschlagen – die Aktienkursentwicklung lange vor der Corona-Krise ist ein starkes Indiz für die Risiken in den Bilanzen. Die Bankensektoren ganz besonders in Südeuropa, aber auch in Deutschland und anderen Ländern bergen große Risiken. Kommt es zu einer Welle von Kreditausfällen, dürfte so manches Institut in Schieflage geraten. Dann müsste der Staat wieder mit großen Rettungsprogrammen einspringen.
Aber verfügen wirklich alle EU-Länder noch über genügend Verschuldungsmöglichkeiten, um eine große Krise abzufangen? Die Zeit wird es zeigen. Sicher ist jedoch nicht, dass der Staat eine neue Bankenkrise abermals auffangen kann. Italien etwa war schon vor der Corona-Krise hochverschuldet. Allein durch die Pandemie wird die Verschuldung des Landes um weitere hunderte Milliarden steigen. Müssen dann zusätzlich noch Banken im selben oder gar größerem Umfang gerettet werden, könnte die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Hand überschritten werden.
Sprechen Sie uns bitte an. Jederzeit, kostenfrei und unverbindlich. Sie haben folgende Kontaktmöglichkeiten:
Kreditzinsen könnten steigen
Die Zinsen für Ratenkredite könnten in naher Zukunft deutlich steigen. Aktuell scheint es, dass dieser Prozess gerade beginnt. Uns wurden von mehreren Banken bereits Zinserhöhungen angekündigt.
Für steigende Zinsen gibt es zwei Gründe. Zum einen steigen die Risikokosten der Banken. Gleichzeitig lässt sich bei den Abwicklungskosten kaum noch sparen, da die Digitalisierung der Antragstellung ohnehin weit fortgeschritten ist. Nicht zuletzt könnten die Refinanzierungskosten durch steigende Marktzinsen ebenfalls höher ausfallen.
Zwar versucht die EZB naturgemäß steigende Zinsen zu verhindern. Aufgrund der drohenden Überlastung vieler Staaten und Banken werden die Märkte jedoch auch hier Risikoprämien einpreisen. Dies wirkt sich dann ganz konkret auf das Kreditgeschäft aus.
Auch Immobilienkredite könnten unter Druck geraten
Im Zuge der Krise könnte sich auch der Markt für Immobilienkredite ein Stück weit verändern. Nicht ganz ausgeschlossen ist ein deutlicher Anstieg der Zinsen. Dies erscheint auf den ersten Blick paradox, weil EZB und Co. gerade in dieser Situation alles tun, um die Zinsen niedrig zu halten. Ein breit angelegter Vertrauensverlust in Banken und Staaten könnte dennoch zu einem Anstieg des Zinsniveaus führen.
Problematisch wäre ein deutlicher Rückgang des Preisniveaus auf dem Immobilienmarkt – jedenfalls aus Sicht der Banken. Diese müssten dann viele Immobilienkredite wegen verschlechterter Sicherheiten kündigen. In einem solchen Szenario drohten vielen Eigentümern Darlehenskündigungen bzw. Nachforderungen. Der Druck auf die Preise am Markt würde sich dadurch noch verstärken.
Unser Rat: Jetzt noch schnell Kredit sichern, bevor es nicht mehr geht
In der Krise sind einfache, belastbare Handlungsmuster gefragt. Unser Tipp: Was man hat, das hat man. Nehmen Sie jetzt noch einen Kredit auf. Auch wenn Sie den Kredit möglicherweise in naher Zukunft noch nicht wirklich benötigen.
Die Situation im Kreditgeschäft wird nicht einfacher, sondern täglich komplizierter. Wenn Sie jetzt noch ein Darlehen erhalten können, spricht nichts gegen eine Kreditaufnahme. Dann steht Ihnen möglicherweise dringend benötigte Liquidität zur Verfügung.
Nehmen Sie ruhig einen etwas größeren Kredit auf. Wenn Sie weniger oder am Ende gar nichts benötigen, können Sie jederzeit Sonderzahlungen leisten. Diese sind bei vielen Banken kostenlos. Sichern Sie in jedem Fall Ihre Zahlungsfähigkeit ab. Überlegen Sie auch, einen möglicherweise genutzten Dispositionskredit umzuschulden. Dies spart nicht nur Geld, sondern schützt Sie auch vor Illiquidität. Schließlich dürfen Banken Dispositionkredite jederzeit fristlos kündigen. Verbraucherdarlehen dürfen Banken dagegen nur bei Zahlungsverzug kündigen.
Wie bereits dargelegt, befindet sich der Kreditmarkt aktuell in einem sehr dynamischen Umbruch. Wenn Sie heute bei einer Bank einen Antrag stellen, erhalten Sie womöglich eine Absage. Bei einer anderen Bank winkt jedoch weiterhin eine Zusage. creditolo als erfahrener Vermittler kann Ihnen in dieser schwierigen Zeit wertvolle Hilfestellung leisten.
Wir sind tagesaktuell über die Annahmekriterien der Banken informiert. Lange, bevor sich Werbeaussagen oder Informationen auf Webseiten der Banken ändern, wissen wir schon Bescheid. Wenn Sie bei uns einen Antrag stellen, prüfen wir ganz individuell mit Ihren Voraussetzungen die Möglichkeit einer Kreditvergabe bei zahlreichen Banken. Die Wahrscheinlichkeit einer raschen Zusage ist dadurch deutlich höher als beim Gang zu einer einzelnen Bank.
In dieser besonderen Zeit sind konsequente und vorausschauende Entscheidungen besonders wichtig. Bleiben Sie bei allen Entscheidungen besonnen – und insbesondere frei von Panik und natürlich Viren!
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 02.04.2020 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
Über diesen Beitrag
Veröffentlicht am: 02.04.2020
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Schlagwörter: Corona, Kredite, Krise
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