Ausblick Ratenkredite: Billiger wird es nicht!
Die Zinsen für Ratenkredite sind deutlich gestiegen.
Grund dafür ist die Zinswende der EZB. Jüngste Daten lassen vermuten, dass das Zinsniveau für Kredite noch deutlich steigen könnte.
Warten auf sinkende Zinsen lohnt sich für Kreditnehmer deshalb nicht.
Hinter uns liegt eine beispiellose Zeit. Am 16. März 2016 senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins für die Eurozone auf 0 %. Auf diesem Niveau blieb der Zinssatz bis zum 27. Juli 2022.
An diesem Tag startete die Notenbank mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte den aktuellen Zinserhöhungszyklus. In insgesamt fünf Schritten ging es anschließend nach oben. Anfang Februar stieg der Leitzins auf 3 %.
Bundesbank Statistik: Kreditzinsen steigen um mehrere Prozentpunkte
Die Deutsche Bundesbank veröffentlicht regelmäßig Daten zu den Zinssätzen im deutschen Kreditgeschäft. Bei den Daten in der "MFI Zinsstatistik" handelt es sich um von Banken gemeldete Zinssätze für tatsächlich zustande gekommene Verträge.
Die jüngsten Daten beziehen sich auf Dezember 2022. In diesem Monat lag der Leitzins überwiegend bei 2,0 %. Erst am 21.12. erfolgte eine Anhebung auf 2,5 %, die sich in diesem Monat nur geringfügig ausgewirkt haben sollte.
Konsumentenkredite mit einer Laufzeit von mehr als fünf Jahren kosteten in diesem Monat durchschnittlich 7,79 % effektiv. Ein Jahr zuvor, im Dezember 2021 (damals lag der Leitzins bei 0 %), belief sich der durchschnittliche Zinssatz noch auf 5,84 % effektiv.
Bei einem Anstieg des Leitzinses von 2,0 % stieg der durchschnittliche Zinssatz für Ratenkredite also um 1,95 %. Daraus lässt sich vorsichtig schlussfolgern, dass zumindest bei Ratenkrediten mit längerer Laufzeit Leitzinserhöhungen nahezu 1:1 auf das Zinsniveau durchschlagen.
Noch deutlicher wird es, wenn ausschließlich die Zinssätze für besicherte Kredite berücksichtigt werden. Für diese Darlehen wurden bei mehr als fünf Jahren Laufzeit im Dezember 2021 durchschnittlich noch 2,63 % Zinsen gezahlt. Im Dezember 2022 waren es bereits 5,04 %.
Annahmekriterien werden strenger
Die Statistik der Bundesbank weist ausschließlich gemeldete Zinssätze aus. In Wahrheit dürfte die Wirkung der Leitzinserhöhungen noch etwas stärker sein. Der Grund: Zinssätze für Kredite richten sich auch nach der individuellen Bonität des Kreditnehmers.
Wir gehen davon aus, dass diese durchschnittliche Bonität heute ein Stück weit höher ist als noch Anfang 2022. Der simple Grund: Banken haben ihre Annahmekriterien verschärft. Würden Kredite heute zu exakt denselben Annahmekriterien vergeben wie vor gut einem Jahr, lägen die durchschnittlichen Zinssätze noch höher.
Banken verlangen heute mehr Spielraum in der Haushaltsrechnung, länger bestehende Arbeitsverhältnisse und bessere SCHUFA Scorewerte als früher.
Dies macht sich auch beim Volumen der ausgezahlten Kredite bemerkbar. Im Dezember 2022 wurden laut Bundesbank Kredite mit mehr als fünf Jahren Laufzeit im Volumen von 3,723 Milliarden EUR ausgezahlt. Ein Jahr zuvor, im Dezember 2021, waren es mit 4,017 Milliarden noch deutlich mehr. Auch Dispo und Kreditkarte werden teurer
Neben klassischen Ratenkrediten werden auch andere Finanzierungsvarianten wieder teurer. Dies gilt etwa für Dispokredite. Der Verbraucherzentrale Bundesverband beruft sich auf eine Studie, der zufolge der durchschnittliche Dispozins Ende 2022 bei 10,07 % lag. Dabei wird der Dispokredit derzeit besonders rege genutzt, weil die Inflation Löcher ins Haushaltsbudget reißt.
Teurer werden auch die Kreditrahmen von Kreditkarten mit Teilzahlungsoption. Diese Kredite sind ohnehin recht hochpreisig: Zinssätze jenseits von 15 % sind keine Seltenheit. Banken schlagen eine Erhöhung des Leitzinses typischerweise 1:1 auf.
Bei Dispo- und Kreditkartenkrediten lohnt sich nahezu immer die Umschuldung durch einen Ratenkredit. Auch bei unterdurchschnittlicher Bonität lassen sich hier mehrere Prozentpunkte bei den Zinsen einsparen.
Wieder größere Unterschiede zwischen den Banken
Mit der Rückkehr der Zinsen wachsen auch die Unterschiede am Markt wieder. Auch wenn die Zinsen im Durchschnitt etwa so stark steigen wie der Leitzins: Bei manchen Banken steigen sie weniger stark, bei anderen aber auch deutlich stärker.
Umso wichtiger ist der Vergleich verschiedener Angebote. Hier gilt es, zusätzlich die neuen Annahmekriterien zu berücksichtigen. Mehr denn je gilt, dass optisch günstige Schaufensterzinssätze für fast niemanden erhältlich sind.
Entscheidend bei der Suche nach einem Kredit ist es also, mehrerer Banken zu finden, die für die eigene Bonität tatsächlich ein Darlehen anzubieten haben - und dann die Konditionen dieser Anbieter zu vergleichen.
Wer sich diese Arbeit nicht selbst machen möchte, kann auf unsere Vermittlungsleistungen zurückgreifen. Mit einem einfachen Antrag können wir innerhalb kürzester Zeit ermitteln, welche Banken Kredite tatsächlich anbieten - und wo der Abschluss am günstigsten ist.
Warten auf sinkende Zinsen: Drei Gründe sprechen dagegen
Aufgrund des höheren Zinsniveaus für Kredite erwägen manche Verbraucher, einfach auf wieder sinkende Zinsen zu warten. Schließlich, so prognostizieren es nicht wenige Wirtschaftsexperten, wird die Zentralbank die Inflation bald unter Kontrolle haben und dann so schnell wie möglich die Geldpolitik lockern, um der kriselnden Wirtschaft unter die Arme zu greifen.
Dazu nur so viel: Im Januar lag die Inflation in Deutschland bei 8,7 % und damit deutlich zu hoch. Es gibt Tarifforderungen im zweistelligen Prozentbereich. Viele Rohstoffpreise sind derzeit vergleichsweise niedrig, was sich aus diversen Gründen ändern könnte. Potenzial genug für wieder steigende Inflationsraten also…
Doch ganz unabhängig davon gibt es keinen Grund zu warten. Drei Gründe sprechen sogar gegen die Verschiebung eines Kreditvorhabens.
Die Inflation macht Abwarten teuer
Erstens: Wer Anschaffungen wie ein Auto oder neue Möbel auf die lange Bank schiebt, wird Opfer der Inflation. In einem Jahr kosten die Dinge, die mit einem Kredit finanziert werden sollen, wahrscheinlich deutlich mehr. Warten kostet also extra.
Dazu ein sind das Fallbeispiel für eine beliebige Anschaffung, die heute 20.000 EUR kostet. Mit einem Kredit in dieser Höhe zu einem Zinssatz von 6 % effektiv beträgt die monatliche Kreditrate bei fünf Jahren Laufzeit 385,18 EUR.
Wer nun darauf spekuliert, dass die Zinsen wieder sinken, hat vielleicht Glück und erhält den Kredit in einem Jahr für 4 %. Ist der Preis der Anschaffung dann jedoch auf 22.000 EUR gestiegen, beträgt die monatliche Rate bei fünf Jahren Laufzeit trotz des geringeren Zinssatzes 405,16 EUR. Die Anschaffung ist insgesamt also teurer geworden.
Noch schlechter sieht es naturgemäß aus, wenn die Zinsen steigen anstatt zu fallen - und die Anschaffung trotzdem teurer wird. Müssen 22.000 EUR zu 8 % effektiv finanziert werden (vielleicht weil sich die Anschaffung nicht mehr aufschieben lässt), beträgt die Monatsrate 443,15 EUR.
Die Zinsen könnten noch deutlich steigen
Zweitens: Die Zinsen könnten noch längere Zeit steigen und dann über einen längeren Zeitraum konstant bleiben. Es ist jedenfalls gut möglich, dass die Inflation nicht so schnell sinkt wie allgemein erhofft.
Dies würde die EZB zu sehr vielen weiteren Zinserhöhungen zwingen (Grundsatz: Irgendwann muss der Leitzins über der Inflationsrate liegen). Wer einen Kredit benötigt, muss womöglich noch viele Jahre auf das alte Zinsniveau warten (wenn es überhaupt jemals zurückkehrt).
Jetzt Kredit aufnehmen - und bei wieder sinkenden Zinsen umschulden
Drittens: Wer jetzt einen Kredit aufnimmt, kann im Fall später sinkender Zinsen einfach umschulden und sofort vom dann wieder niedrigeren Zinsniveau profitieren.
Die Umschuldung ist grundsätzlich bei allen Ratenkrediten möglich. Wer eine Umschuldung im Hinterkopf hat, sollte Angebote ohne Vorfälligkeitsentschädigung im Fall einer vorzeitigen Rückzahlung bevorzugen.
Repräsentatives Beispiel: Bei einem Nettodarlehensbetrag von bspw. 5.000 EUR und einer Laufzeit von 72 Monaten erhalten zwei Drittel der Kunden von creditolo voraussichtlich einen effektiven Jahreszins von 8,45% oder günstiger (gebundener Sollzinssatz 7,91%).
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 21.02.2023 (aktualisiert am 19.05.2023) wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
Über diesen Beitrag
Veröffentlicht am: 21.02.2023
Aktualisiert am: 19.05.2023
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Schlagwörter: Zinsen für Ratenkredite, Zinswende EZB, steigende Zinsen
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